Die Rechtsfabrik. Eine Ethnographie des Conseil d’Etat
Date: 2016
Publisher: Konstanz University Press
Translator(s):Claudia Brede-Konersmann
Language: German
Die Berufung auf das Recht wird mit jedem Tag wichtiger. Umgekehrt gibt es kaum empirische Untersuchungen darüber, wie juristische Entscheidungen ganz alltäglich zustande kommen. Bruno Latour legt nun eine ebenso erhellende wie anregende ethnographische Studie genau darüber vor, wie das Recht auf seine Weise hervorbringt, was wir »Gesellschaft« nennen.
Wegen der strengen Fachlichkeit der Materie bleibt das Recht gewöhnlich den professionellen Juristen vorbehalten. Die Soziologie glaubte sich einer näheren Beschäftigung damit entledigen zu können, indem sie auf Machtverhältnisse verwies, die durch das Recht lediglich verborgen würden. Wie dann aber das Recht analysieren? Man kann sich nicht einerseits außerhalb des Rechts stellen und sich des Jargons der Fachleute enthalten und sich andererseits innerhalb seiner Praxis bewegen, um seine besondere Form der Objektivität und Wahrheit zu erfassen. Bruno Latour entwickelt in seinem Buch hingegen eine ethnographische Methode, die einen behutsamen Ausgleich zwischen distanzierter Beobachtung und engagierter Teilnahme zum Programm macht.
Die Rechtsfabrik präsentiert einen spannenden Einblick in das französische Verwaltungsrecht.
Latour legt besonderen Wert auf die Schriftstücke, die Erstellung und Handhabung der Gerichtsakten, die Interaktionen zwischen den Mitgliedern des Conseil d’État, die Besonderheiten des Staatsratskollegiums, vor allem aber auch auf die Verschiedenartigkeit der Zuständigkeitsbereiche, die es erlauben, gut zu entscheiden. Mit diesem Buch führt Bruno Latour nach einer Reihe von Untersuchungen zu wissenschaftlichen Laboratorien, technischen Innovationen, zum religiösen Diskurs und zur politischen Rede das Programm einer systematischen Anthropologie zeitgenössischer Formen der Veridiktion fort. Dem Autor ist es hier auf glückliche Weise gelungen, die zahlreichen Verbindungen zwischen dem Recht und jener Gesellschaft neu zu knüpfen, von der es unterhalten wird und der es im Gegenzug Sicherheit bietet.